Interview mit Ferenc Majer aus dem Haller Tagblatt

Geburtstag: 24. April 1956 ferenc majerGeburtsort: Budapest
Wohnort: Michelfeld
Beruf: gelernter Automechaniker
Hobbys: Käufe auf Ebay tätigen, Lesen, Karten spielen
Vorherige Stationen: Zehn Jahre erste ungarische Liga (von 1981 bis 1991) bei Postás Budapest, zwei Jahre erste belgische Liga bei Sparta Mouscron (1991 bis 1993), TSG Steinheim, SG Schorndorf, TTC Gnadental (2004 bis 2009 und 2011 bis heute)
Größte sportliche Erfolge: Dritter bei ungarischer Einzelmeisterschaft, dreimal Dritter in der ungarischen Liga

Er ist in seiner ungarischen Heimat in den 80er-Jahren gegen Welt– und Europameister angetreten. Nun, mit 58 Jahren, steht Ferenc Majer immer noch an der Tischtennis-Platte für den TTC Gnadental. Am morgigen Sonntag steht das Derby gegen Satteldorf an.

Sind Sie als erfahrener Spieler noch vor so einem Duell nervös?
Ein bisschen Druck ist nötig, um Spannung aufzubauen. Aber ich gehe sowieso immer mit der Überzeugung ran, dass ich meine Spiele gewinnen werde. Welche Erinnerung haben Sie an das Hinspiel? Wir haben knapp mit 7:9 verloren, ich habe ein Spiel gewonnen. Diesmal wollen wir aber das bessere Ende für uns haben.

Wie kommen Sie mit 58 Jahren noch in der fünftklassigen Oberliga zurecht?
Ich spiele im mittleren Paarkreuz, also entweder an Position drei oder vier. Dort kann ich mithalten. Ich kann zwar wegen der Arbeit nicht mehr so viel trainieren, aber habe trotzdem eine Siegchance.

Wie kamen Sie zum Tischtennis-Sport?
In meinem Budapester Heimatviertel wurde eine Spielplatte aus Beton aufgestellt. Da war ich dreizehneinhalb. An der Platte habe ich dann gegen einen erwachsenen Vereinsspieler gewonnen. Ich habe mit der einen Hand immer die Platte festgehalten und mit der anderen nur Vorhände gespielt. Der Gegner erkannte mein Talent und nahm mich zum Training mit.

Wie haben Sie es in die erste ungarische Liga geschafft?
Ich habe viel trainiert, Kondition aufgebaut. Beim Tischtennis macht die Beinarbeit 70 Prozent aus. Als junger Erwachsener habe ich oft mit der Damen-Mannschaft von Statisztika Budapest trainiert. Das Team war damals Europapokalsieger der Landesmeister. Mit 25 wechselte ich dann in die erste Liga der Herren zu Postás Budapest.

Wie hat sich das Tischtennis in den vergangenen Jahren verändert?
Es ist seit 2000 viel schneller geworden, weil mit den 40-Millimeter-Bällen gespielt wird. Wenn ich alte Spiele im Fernsehen sehe, denke ich, dass es die Zeitlupe ist. Aber es war damals die Realgeschwindigkeit.

Sind nur die größeren Bälle der Grund für das schnellere Spiel?
Nein, den jungen Spielern wird beim Training gezeigt, dass sie die Bälle schon beim Aufsteigen und nicht erst am Scheitelpunkt der Flugkurve treffen sollen. Dazu braucht es eine ausgereifte Technik, weil diese Schläge sehr schwierig sind. Oft sind die Ballwechsel aber dadurch nach drei Schlägen vorbei.

Wie finden Sie das?
Nicht so gut. So sind die Spiele aus Zuschauersicht unattraktiv, weil keine längeren Ballwechsel zustande kommen. Allerdings muss man sich bei den kürzeren Ballwechseln nicht mehr so viel bewegen. Der Faktor Kondition ist dann nicht mehr so wichtig.

Was macht einen guten Tischtennis-Spieler aus?
Für diesen Sport braucht man eigentlich kein großes Talent. Das allerwichtigste ist der Fleiß und die harte Arbeit. Ich war auch nicht der talentierteste. Ein Trainer in Ungarn hat mir prophezeit, dass ich ein passabler Zweitligaspieler werde. Am Ende habe ich dort zehn Jahre in der ersten Liga gespielt, weil ich wahnsinnig viel trainiert habe.

Welche Rolle spielt die Psyche?
Eine ganz wichtige natürlich. Es gibt Spieler, die in kritischen Momenten besser spielen, weil der Druck sie beflügelt. Das sind wirkliche Sieger-Typen. Bei anderen fängt die Hand zu zittern an, obwohl sie im Training hart arbeiten.

Lieben Sie die kritischen Momente?
Ja, absolut. Durch meine Erfahrung kann ich nämlich meine Gegner gut einschätzen. Nach ein paar Punkten erkenne ich ihre Stärken und Schwächen und passe so mein Spiel an.

Wie lange wollen Sie noch an der Platte stehen?
Solange ich noch gegen die Jungen gewinnen kann. Ich habe auch einen Trainerschein. Aber ich glaube, für den Trainerposten bin ich zu ungeduldig. Und ich spiele einfach gerne selbst.

Aber Sie trainieren ab und zu mit Kindern beim TTC…
… ja, das stimmt. Ich zeige ihnen, wie sie ihre Technik verbessern können und den Schläger richtig halten. Die Jugendspieler sollten aber viel öfter zu unseren Heimspielen kommen, um sich gute Schläge abzuschauen. Das habe ich als junger Spieler auch gemacht.

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